Konferenz 2009/Habitate

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Referenten
Tim Ritter Horst Reinecke Marcus Meissner Robert Nuske

Der Rothirsch (Cervus elaphus L.) ist das größte in Deutschland noch freilebende Säugetier und kann als „Indikatorart“ und „sexy species“ angesehen werden. Einst besiedelte er das Untersuchungsgebiet (Schleswig-Holstein) vollständig, heute wird der Lebensraum der Hirsche jedoch durch die Zerschneidung und Zersiedelung der Landschaft eingeengt und die Ausbreitung sowie der Austausch zwischen den einzelnen Teilpopulationen behindert. Vor allem Verkehrsinfrastruktur und Siedlungen bilden Barrieren, auf der anderen Seite dienen Deckungsstrukturen wie Wälder oder Knicks (landestypische Strauchhecken) als Trittsteine.

Zum Erhalt der genetischer Diversität der Art ist es notwendig, potentielle Habitate und Migrationsrouten zu identifizieren und aufzuzeigen, an welchen Stellen im Untersuchungsgebiet die Landschaftszerschneidung besonders problematisch ist und wo Handlungsbedarf besteht, Gegenmaßnahmen zur fortschreitenden Zerschneidung zu ergreifen um einen genetische Austausch zwischen den Teilpopulationen zu ermöglichen.

Eine quantitative Beschreibung der Landschaftszerschneidung mit den bisher zur Verfügung stehenden Verfahren und Indices macht deutlich, dass hiermit potentielle Habitate und Migrationsrouten nicht identifiziert werden können, so dass bisherige Untersuchungen lediglich gutachterlich erfolgten. Aus der Notwendigkeit heraus, die gutachterliche Annahmen um objektiv nachvollziehbare Kriterien zu ergänzen, wird daher ein Moving-Window Verfahren zur regionalisierten Quantifizierung des Zerschneidungsgrades in PostGIS entwickelt, das es erlaubt, die Nutzbarkeit eines Raumes als Habitat beziehungsweise die Durchlässigkeit eines Korridors zu bewerten und somit potentielle Habitate und Migrationsrouten des Rotwildes zu identifizieren. Im Rahmen einer Least-Cost-Path Analyse in GRASS erfolgt die Simulation von Ausbreitungswahrscheinlichkeiten, hierauf basierend wird aufgezeigt, an welchen Stellen im Untersuchungsgebiet Handlungsbedarf besteht und an welchen Stellen die Zerschneidung bereits soweit fortgeschritten ist, dass Gegenmaßnahmen kaum Aussicht auf Erfolg haben.

Die Ergebnisse des neuen Verfahrens werden mit den bestehenden gutachterlichen Annahmen verglichen und sollen in Zukunft durch Satellitentelemetrie-Daten validiert werden. Erste Ergebnisse der Telemetrie-Untersuchungen stimmen hoffnungsvoll, dass das Modell bereits eine hohe Qualität aufweist.