FOSS4G Europe 2024 Tartu (Estland)

07.07.2024 von Astrid Emde, Katja Haferkorn

Endlich eine FOSS4G Europe 2024 in Tartu

Vom 02.-07. Juli 2024 fand die FOSS4G Europe 2024 in Tartu in Estland statt.

Estland ist ein großartiges Land, voller Innovatonen und einer wunderbaren Open Source Geospatial Community, welche durch die Universität unterstützt wird und international gut vernetzt ist. Tõnis Kärdi, schon viele Jahre in der OSGeo aktiv und ein bekanntes Gesicht der FOSS4G, war Chair der Veranstaltung und hat seinen Traum erfüllt und die Community nach Tartu gebracht und einen sehr schönen Artikel dazu verfasst.

Die FOSS4G Europe bietet, ähnlich der FOSSGIS-Konferenz, eine Woche lang Workshops, Vorträge, Social Events und endet mit dem OSGeo Community Sprint. Die diesjährige Konferenz war bereits die 7. FOSS4G Europe. Die Veranstaltung wird zusätzlich zur globalen FOSS4G organisiert, immer dann, wenn die globale FOSS4G außerhalb von Europa stattfindet. Die Sprache der Veranstaltung ist englisch.

450 Personen aus vielen Ländern Europas, aber auch aus der ganzen Welt, reisten nach Tartu. Ähnlich wie die FOSSGIS-Konferenz war auch die FOSS4G Europe schon Wochen vorher ausverkauft.

Foto Nadeln
Das Foto zeigt Nadeln, die die Teilnehmenden gesteckt haben, je nachdem, woher sie kommen.

Die Konferenz fand an der Universität Tartu statt und wurde vom Department of Geography, der University of Tartu unterstützt. Das lokale Team der Uni hat eine wunderbare, unvergessliche Veranstaltung organisiert.
Foto Lokel Team
Foto Local Team

Der FOSSGIS-Verein hat die FOSS4G-Europe finanziell über einen Förderantrag unterstützt und damit einen Beitrag zum europaweiten Austausch der Community geleistet. Es ist für alle Teilnehmenden eine gute Gelegenheit, sich über die eignen Local Chapter Grenzen hinweg auszutauschen, sich durch die beeindruckenden Lösungen zu inspirieren, Wissen zu teilen, beim Community Sprint an Projekten zu arbeiten und Kontakte zu knüpfen.

Themen und Programm

An 7 Tagen kam die Community zusammen. Montag und Dienstag fanden 24 Workshops statt. Mittwoch bis Freitag folgte das Vortragsprogramm mit spannenden Vorträgen, Lightning Talks und BoF-Sessions. Am Wochenende trafen sich viele Teilnehmenende zum OSGeo Community Sprint, um gemeinsam an Softwareprojekten zu arbeiten oder Ideen auszutauschen.

Die Folien zu jedem Vortrag sind jeweils im Programm verlinkt. Die Videoaufnahmen sind online verfügbar, nach dem finalen Schnitt werden diese im TIB AV-Portal und auf YouTube veröffentlicht. Das Livestreaming während der Konferenz und die Aufzeichnung war nur möglich mit der Unterstützung durch zahlreiche Sponsoren. Herzlichen Dank dafür.

Besondere Highlights waren:

Stefanie Lumnitz (ESA, Europäische Weltraumorganisation) sprach in ihrem Keynotevortrag über “Leading with Open Source: Driving Innovation from Ground to Space” und machte Mut das Open Source und Open Data Ökosystem weiter zu pflegen, größer zu denken sowie auch wichtige Institutionen dazu einzubeziehen.

Athina Trakas zeigte in ihrem Keynotebeitrag mit dem Titel “Bridging Horizons: From Geoinformation to Meteorology and Beyond - A Journey of Cross-Disciplinary Synergy for Global Challenges” interessante Aspekte zu kollegtiven Bemühungen der FOSS-Community interdisziplinäre Brücken zu bauen (OGC, UMN-MapServer-Konferenz 2004 + folgende) und zeigt Schnittstellen und Aktivitäten der ECMWF, zu bspw. Copernicus Climate Change Service (C3S), Copernicus Atmosphere Monitoring Service (CAMS), Destination Earth (DestinE), ein digitaler Zwillig des Planeten und beschreibt wie ECMWF Open Data (https://github.com/ecmwf/) macht. Athina nutzte ein schönes Afrikanisches Sprichwort “If you want to go fast, go alone. If you want to go far, go together.”, übersetzt: “Wenn du schnell gehen willst, geh allein. Wenn du weit gehen willst, geh zusammen.”, um die Community zur weiterhin starken Zusammenarbeit der Open Source Community aufzurufen.

Sehr Interessant war auch der Vortrag von Javier Jimenez Shaw mit dem Titel “WGS 84: I don’t know, I don’t care.”, in welchem er die Zuhörenden auf eine Reise zu den Hintergründen des WGS 84 nimmt und Hinweise gibt, was bei der Verwendung zu beachten ist.

Cyper Resilence Act (CRA)

Zum Cyper Resilence Act machten sich einige Community-Aktive Gedanken. CRA ist eine Verordnung der EU, welche die Cypersicherheit fokussiert und Schwachstellen in “Produkten mit digitalen Elementen” verhindern möchte. Auch Open Source Software ist von dieser Verordnung betroffen, hier ist die besondere Schwierigkeit, dass es nicht immer einen “Hersteller” gibt. Eine Arbeitsgruppe der OSGeo wird sich tiefer mit dem Thema befassen.
Der Vortrag von Iván Sanchez mit dem Titel “A critic analysis of the CRA” gibt einen sehr guten Einstieg in die Problematik.

FOSS4G Europe Standortsuche 2025

Immer wenn eine globale FOSS4G auf einem anderen Kontinent als Europa stattfindet, soll es auch eine FOSS4G Europe geben. Im Jahr 2025 wird die FOSS4G in Aukland in Neuseeland stattfinden. Daher ist auch wieder eine FOSS4G für 2025 geplant. Die Suche nach einem geeigneten Standort in Europa läuft.

Europe Local Chapter

Das Thema Aufbau eines OSGeo Europe Local Chapters wurde ebenfalls diskutiert. Das Europe Local Chapter bestand bereits, braucht jedoch eine Reaktivierung.
Einer der Hauptgründe für den Aufbau dieses Local Chapters ist, die Möglichkeit zu schaffen, eine Europäische Organisation finanziell fördern zu können. Dies ist für manche Organisationen auf Länderebene nicht möglich. Außerdem soll das Local Chapter eine Kontinuität in die Organisation der FOSS4G Europe bringen und den Austausch und der Vernetzung innerhalb Europas fördern. Wer Lust hat mitzugestalten, kann sich gerne an der Mailingliste Europe der OSGeo anmelden.

Deutschsprachige FOSSGIS-Community on Tour

Zahlreiche Personen kamen aus dem D-A-CH-Raum nach Tartu, dies zeigt das tolle Engagement der FOSSGIS-Community, nicht nur als Teilnehmende sondern auch mit zahlreichen Beiträgen zum Programm. Es hat Spaß gemacht sich zu vernetzen, auszutauschen und das wunderbare FOSS4G-Feeling zu genießen.

Bild dt.sprachige Community
OSGeo Community aus D-A-CH

Estland

Estland ist definitiv eine Reise wert und sehr zu empfehlen. Es ist sehr grün, bunt und gemütlich und gleichzeitig sehr modern und lebendig.
Mets ja vabadus - Wald und Freiheit sind die wichtigsten beschreibenden Worte für Estland.
Tartu ist Europas Kulturhauptstadt 2024 und bot allen Teilnehmenden zusätzliche Highlights in der Stadt.

Ein besonder Programmpunkt zum Kennenlernen des Landes war eine Exkursion nach Setomaa, an der 50 Personen teilnahmen.
Tour siehe Graphhopper.
Die Exkursion führte die Gruppe durch die schöne, einsame und waldreiche Landschaft zum großen Peipussee (Lake Pskov), der an Russland grenzt. Die Sandhöhlen von Piusa wurden besichtigt. Sie sind das Ergebnis der Gewinnung des sehr quarzreichen Sandes. Die Höhlen sind geschützt. Viele Fledermausarten haben in den Höhlen eine Heimat zum überwintern gefunden. Auch der höchste Berg Estlands Suur Munamägi mit 318m wurde von uns bestiegen. Der Aussichtsturm bot einen beeindruckend Rundumblick.

Es war eine intensive und spannende Woche. Der Bericht macht hoffentlich Lust darauf, die Beiträge der FOSS4G Europe 2024 anzuschauen, sich jetzt schon zu freuen auf die FOSS4G Europe 2025 und auch auf die FOSSGIS 2025 in Münster oder über eine Reise nach Estland nachzudenken.

Unter dem Hashtag #foss4ge2024 sind in den sozialen Medien einige Beiträge zu finden.
Tõnis Kärdi hat einen Blog-Artikel zur FOSS4G-Europe verfasst.

Fotos

Gruppenfoto
Gruppenfoto FOSS4G-Europe Tartu Anmeldung
Herkunft der Teilnehmenden