Angefangen von was bedeutet Open Source bis hin zur Schicksalsfrage für die Zukunft wurden beim Netzwerktag der Open Source Business Alliance (OSBA) am 18.11.2021 wichtige Themen rund um Open Source besprochen.
Im ersten Teil trafen sich die Working Groups zum gemeinsamen Austausch, im zweiten Teil fand die Mitgliederversammlung im hybriden Format statt. Am Nachmittag gab es im Rahmen des Open Source Day – „Die Zukunft Europas entscheidet sich im Digitalen – warum Souveränität so wichtig ist“ Vorträge zu Digitaler Souveränität, demokratischer Verpflichtung und dem Status Quo in Sachen Open Source. Referent:innen waren Peter Ganten, Vorstandsvorsitzender OSBA, Ann Cathrin Riedel, LOAD e.V., Adriana Groh, The New Institute und Anika Krellmann, KGSt. Zum Schluss wurde das 10-jährige Jubiläum gefeiert.
Peter Ganten (Vorstand OSBA) sagt “digitale Souveränität ist nur durch Open Source möglich” und warnt: “wir sind hinsichtlich digitaler Souveränität verloren, wenn wir es nicht selbst gestalten können”, dabei kommt zum Ausdruck es sei besser, wenn viele an der Wertschöpfung beteiligt sind, als wenn es in der Hand weniger großer Konzerne liegt.
Eine Umfrage der Kommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGSt) ergab, dass 87% der Befragten eine zu starke Abhängigkeit von großen Anbietern benennen. Als Schmerzpunkte werden fremdgesteuerte Innovation und rechtliche Unsicherheiten benannt.
Kommunalverwaltungen setzen verschiedenste Open Source Software ein, eine Beteiligung an der Weiterentwicklung der Software wird oft durch ein nicht dafür aufgestelltes Beschaffungswesen verhindert.
Die KGSt., vertreten durch Anika Krellmann, schlägt vor, dass auch Verwaltungen sich dem Open Source Ökosystem widmen sollten und fordert eine Open Source Awareness sowie Open Source Governance.
Die Veröffentlichung “Open Source in Kommunen - Ein Baustein für mehr Digitale Souveränität” ist sicherlich lesenswert.
Ann Cathrin Riedel spricht über Digitale Souveränität aus demokratischer Verpflichtung und mahnt, dass wir in Sachen Digitale Souveränität spät dran sind und wirbt dafür die Aktualisierung der Demokratie nicht zu verpassen und diese mit Hilfe der Digitalisierung ins 21. Jahrhundert zu befördern. In Anlehnung an “Sie bauten eine Kathedrale” braucht es die Anstrengung vieler, die diesen Prozess unterstützen.
Adriana Groh von der Open Knowledge Foundation sagt, Digitale Souveränität stärken, heißt in offene und digitale Infrastrukturen zu investieren und berichtet von Ideen zu einem Souverein Tech Fund. Die “Machbarkeitsstudie zur Prüfung eines Förderprogramms für offene digitale Basistechnologien als Grundlage von Innovationen und digitaler Souveränität” erbringt das Ergebnis, dass Förderung ins OSS Ökosystem fließen sollte. Es geht darum in Grundlagen zu investieren, das heißt sowohl Innovationen zu fördern als auch Bestehendes zu pflegen.
In der abschließenden Podiumsdiskussion werden die Baustellen benannt:
* Es gibt immer noch zu viel Unwissenheit und Vorurteile beim Thema OSS - es braucht mehr Aufklärungsarbeit.
* Die “Heilsversprechen” von Open Source sollten in Geschichten verpackt erzählt werden, um den Kulturwandel entsprechend zu befördern.
* Offene Standards sollten in Ausschreibungen verpflichtend sein.
* Ein großes Potential wird im Geschäftsfeld zur Beratung zu erfolgreichen OS-Businessmodellen sowie auch in der Begleitung von Digitalisierungs- und IT-Prozessen hin zu OSS gesehen.
Die Vorträge und Podiumsdiskussion sind auf YouTube veröffentlicht.
Die Veranstaltung gab ein paar Einblicke in die Arbeit der OSBA, die vor allem auf Bundesebene Open Source Lobbyismus betreibt sowie das SCS-Projekt auf den Weg gebracht hat, welches die Entwicklung und den Aufbau des Sovereign Cloud Stack beinhaltet. Wichtige Bausteine sollen über Ausschreibungen an Unternehmen vergeben werden, dazu wird eine eigene Test-, Demo- und Entwicklungsplattform aufgebaut und betrieben. Weitere Infos sind hier zu finden: https://osb-alliance.de/sovereign-cloud-stack-scs.
Persönliches Statement von Katja (Koordinierungsstelle FOSSGIS e.V.):
Nachdem ich an verschiedenen Veranstaltungen der OSBA teilgenommen habe, möchte ich vorschlagen, dass der FOSSGIS e.V. Mitglied der Open Source Business Alliance wird und damit die Arbeit der Organisation unterstützt sowie von der Vernetzung der gemeinsamen Themen profitiert.
Wohlwissend, dass die FOSSGIS-Branche ihrer Zeit etwas voraus ist und es schon viele tolle Beispiele von Open Source Projekten und Businessmodellen gibt, scheint es im Gesamten noch viele Schritte zu brauchen.
Gern kann dazu eine Diskussionsrunde stattfinden.